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Lifting für die Rodenkirchner Brücke in 2002

 Rodenkirchner Brücke "Ein technischer Gegenstand einwandfrei, aber auch eine auf die Landschaft bezogene Skulptur" Mit diesen Worten beschrieben der Architekt Paul Bonartz und der Brückenbauer Fritz Leonhardt einst ihr Meisterstück: die Rodenkirchener Brücke in Köln. 1941 fertig gestellt, galt die erste 'echte' Montageplanung als Grundlage Hängebrücke am Rhein als Werk der Superlative. Mit 378 Metern Hauptspannweite und Seitenöffnungen von je 94,5 Metern war sie das am weitesten gespannte Bauwerk Europas. Auch nach der weitgehenden Zerstörung im zweiten Weltkrieg fand die Rheinbrücke schnell wieder zu ihrer alten Form zurück. Es gelang, sie systemgleich auf den erhalten gebliebenen Unterbauten zu rekonstruieren. Erst Anfang der neunziger Jahre änderte sich das Erscheinungsbild. Durch den Bau einer zusätzlichen Tragebene wurde die Brückenbreite auf 52,8 Meter verdoppelt, um dem stark gestiegenen Verkehrsaufkommen Rechnung zu tragen.

Schrittweise Sanierung

Das Alter und die stete Belastung gingen jedoch auch an der Rodenkirchener Brücke nicht spurlos vorüber. Nachdem Thyssen Klönne im Jahr 1997 bereits die 51 Hängerseile der Achse "B" ausgetauscht hatte, schrieb der Landesbetrieb Straßenbau NRW 2001 auch die 51 Hängerseile der Achse "C" zum Wechsel aus. .Aufgrund von korrosionsbedingten Schäden, vornehmlich in den Seilendbereichen, sowie Brüchen in den Fülldrahtlitzen und einigen tragenden Flachdrahtlitzen wäre die Sicherheit des Bauwerkes möglicherweise beeinträchtigt worden", erläutert Hans-Georg Großmann, Richtmeister bei Thyssen Klönne, die Hintergründe. Zudem mussten die Pendellager in der Achse "C" erneuert werden, die den höheren dynamischen Belastungen nach der Erweiterung nicht mehr gewachsen waren. Aufgrund des besten Preis-Leistungs-Verhältnisses und der beim Austausch der Hängerseile in Achse "B" bewiesenen Kompetenz erhielt Thyssen Klönne im Oktober 2001 den Zuschlag für das Projekt. Zunächst arbeitete das Unternehmen eine Montageplanung aus, in der Inhalt und Abfolge der einzelnen Arbeitsschritte genau festgelegt wurden. Aufgrund der kritischen Lieferzeit wurden als erstes die Hängerseile bestellt. Weiterhin mussten Gerüstgestellungen vereinbart und die Herstellung und Lieferung der Pendellager organisiert werden. Mit dem. Brückenprojekt verbundene Tätigkeiten, die nicht zum Kerngeschäft von Thyssen Klönne gehören, lagerte der Montage-Spezialist an kompetente Partner aus. Hierzu gehörten Arbeiten an der Lärmschutzwand, Korrosionsschutz, Verkehrssicherung, Asphalt- und Betonarbeiten sowie statische Berechnungen und Vermessungsdienstleistungen.

Vorbereitung für den Seilwechsel

 Rodenkirchner Brücke Vor Ort wurde der Auftrag von einem routinierten Thyssen Klönne-Projektteam unter Leitung von Hans-Georg Großmann abgewickelt. Als Vorbereitung für einen Seilwechsel schweißte Thyssen Klönne auf der Außen- und der Innenseite der Hauptträger eine provisorische Haltekonstruktion (Lasteinleitungskonstruktion) aus vorgefertigten Blechen an. Dies erfolgte außen von einem Versetzbahren Gerüst, innen von zwischen den Querträgern ausgelegten Gerüstbohlen aus. Parallel dazu wurde das auszutauschende Hängerseil komplett eingerüstet. Vor die Kabelschelle, die das Hängerseil mit dem Tragkabel verbindet, baute Thyssen Klönne eine Hilfskonstruktion. Schließlich musste das Team noch eine Hängerentlastungsvorrichtung an die Lasteinleitungskonstruktion montieren und beide Elemente durch Kettenglieder (so genannte Stahllaschen) verbinden. Mit Hilfe von Hydraulikpressen, die in die Hängerentlastungskonstruktion integriert sind, konnte die Kette nun angespannt und somit das Hängerseil entlastet werden. Anschließend wurden die Verschlussstücke am Hängerankerkörper auf der Oberseite des Brückenbauwerks entfernt.

Austausch von 51 Hängerseilen

"Wir konnten nun das alte Hängerseil seitlich aus dem Ankerkörper schieben und abnehmen", erzählt Richtmeister Großmann. "Mit Hilfe eines Autokranes wurde das genau konfektionierte neue Hängerseil in die Führungsrinne der Kabelschelle gelegt und mit den vergossenen Enden in den Hängerankerkörper eingeschoben. Nun mussten wir noch die Verschlussstücke einsetzen und verschließen, bevor die Hilfskonstruktionen und die Lasteinleitungskonstruktion demontiert werden konnten", so Großmann weiter. Abschließend wurden das neue Seil mit der letzten Deckbeschichtung versehen und die Hängereinrüstung sowie die übrigen Hilfskonstruktionen abgebaut. Auf diese Weise wurden alle 51 Hängerseile mit Längen zwischen acht und 90 Metern innerhalb eines Jahres ausgetauscht. "Durch die gute Vorbereitung, das Engagement der beteiligten Mitarbeiter und das reibungslose Zusammenspiel aller Gewerke konnten wir die vereinbarte Projektlaufzeit um mehr als vier Monate verkürzen", berichtet Richtmeister Großmann stolz. Das Lifting hat sich gelohnt: Seit Abschluss der Arbeiten befindet sich die Rodenkirchener Brücke für die nächsten Jahrzehnte wieder in einem dem heutigen Standard entsprechenden Zustand.

Konstruktion der Rodenkirchener Brücke

Die Hängebrücke Köln-Rodenkirchen erstreckt sich über drei Felder, die im Verhältnis 1:4:1 gebaut sind. Die Tragkabel haben eine Länge von 686,5 Metern und bestehen in der Achse "A" (unterstromige Tragebene) aus 37 Stahlsellen mit jeweils 70,5 Millimetern Durchmesser. In den Achsen "B"(mittlere Tragebene) und "C"(oberstromige Tragebene) bestehen sie aus jeweils 61 Stahlseilen, von denen jedes einen Durchmesser von 54 Millimetern hat. Die Aufhängungen der Fahrbahntafel (Überbau) an die Kabel erfolgen alle 10,5 Meter durch so genannte Hängerseile. Diese umschlingen die Kabel oben unter Zwischenschaltung einer Kabelschelle und werden unten mittels Seilverankerungsköpfen über eine dazu passende Haltekonstruktion am Überbau befestigt.

W.I.G   Rodenkirchener Brücke

Quelle: ThyssenKrupp Industrieservice / Heute WISAG • ipunkt 2/2003

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