Sie kamen aus der Schweiz, Italien, Holland, Belgien, Rumänien, Japan und den USA ins, Germania an der Pollerwiese.
Warum die weite Reise?, mag sich manch einer fragen. Der Grund: Füllfederhalter in allen Variationen und teilweise schwindelt hohen Preisklassen.
Stefan Wallrafen, ein echter "Schreibgeräte-Freak" und als leidenschaftlicher Montblanc-Sammler, organisiert die Kölner
Füllhalterbörse für internationale Schreibgeräte-Sammler schon seit 17 Jahren. "Mit 60 Ausstellern", sagt Wallrafen, "ist dies
wahrscheinlich die größte Börse in ganz Europa." Die Füllerfreunde kennt er fast alle, denn "die Szene ist sehr klein."
Das teuerste Liebhaberstück, das in Poll feilgeboten wurde, kostet nach Einschätzungen des Kölner Sammlers gut 5.000 Euro.
Der weltweit teuerste Füller, so Wallrafen, würde zurzeit auf ca. 900 000 Euro geschätzt: "Ein Carand d'Ache, der besteht fast nur aus Diamanten."
Frans Maathuis kommt schon von Enschede nach Poll, seitdem es die Sammlerbörse gibt. Ursprünglich habe er Glas gesammelt,
sei dann auf Tintengläser gekommen. Von da war der Sprung zum Federhalter nicht mehr weit. "Ich bin nicht nur an Marken,
sondern auch an No-Name-Füllern interessiert", erzählt Maathuisen. Die kostbarsten Stücke seien dabei oft diejenigen,
die er geschenkt bekommen habe: "Auch von alten Leuten, die Angst haben, dass ihre Kinder das wertvolle Schätzchen einmal
wegschmeißen, wenn sie tot sind." Sein bester Schreiber: Ein blauer Damenfüller namens "Astoria Hamburg".
Die Kölnerin Hannelore Kuhse ist ein "alter Hase", was Sammlerbörsen angeht. Ihren Sohn Jürgen hat die Puppensammlerin
schon von klein an mit auf Trödelmärkte genommen. Dort habe er sich in Füllfederhalter verguckt heute steht der 38-Jährige mit seinen
Schätzen selbst in Poll. Auch er hat er schon fleißig Beute gemacht, einen olivgrünen Montblanc mit Blumenmuster: "In den Dreißigern
haben Pelikan und Montblanc viele bunte Federhalter für den Exportmarkt hergestellt." Die Deutschen, so Kuhse, bevorzugten eher
schlichte schwarze Modelle. Gefragt, warum fast nur Männer ihre Federhalten zur Schau stellen, nutzt der 38jährige die Steinzeit als Erklärungsmodell:
"Wahrscheinlich ist bei Männern einfach der Jagd- und Sammeltrieb stärker ausgeprägt."
Alberto Wensorra sucht indessen nach einer Lamy-Limitiertauflage aus dem Jahr 2000. Die Chancen, dass er in Poll fündig wird, hält er für
gering: "Die meisten Sammler und Aussteller hier sind auf historische Schreibgeräte aus."
Wer sich in Deutschland mit historischen Schreibgeräten beschäftigt, kommt nicht an Stefan Wallrafen vorbei: Lehrer am Berufskollegs
Bergisch Gladbach. Seit 1988 Veranstalter des größten europäischen Sammlertreffens in Köln.
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