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Juli 1995 / Sozialer Wohnungsbau

Bald dramatische Unterversorgung?

Kritik an Politik der neuen Mehrheit

Bau der GAG Siedlung Salmstr

"Hat der öffentliche Wohnungsbau in Köln noch Zukunft?" Dieser Frage stellten sich auf dem Montagsgespräch im Dom Forum Vertreter der vier Ratsfraktionen, des Landes und der Stadt sowie der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Grubo (Grund und Boden). Hans Dieter Krupinski vom NRW-Ministerium für Städtebau und Wohnen eröffnete die Diskussion mit der Feststellung, dass der Bedarf an sozial geförderten Wohnungen in Köln in den letzten zehn Jahren auf 21 000 Wohnungssuchende leicht angestiegen sei, während der Bestand um 50 000 Einheiten gesunken sei. Er forderte die Stadt Köln auf, Abhilfe durch "eine Politik der Kultivierung von Brachflächen" zu schaffen. Jürgen Noppel von der Grubo befürchtet für die Zukunft eine Verschärfung der Situation, da auf Jahre hinaus kaum Aufträge für die städtischen Wohnungsbaugesellschaften vorhanden seien, um neue Wohnungen zu schaffen. "Da kommt eine dramatische Unterversorgung auf uns zu." Karl-Jürgen Klipper von der CDU und Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses hielt dem zunächst entgegen, der derzeitige Bedarf sei allenfalls mit 10 000 Wohneinheiten anzusetzen. Er bezeichnete die Bundes-Wohnungsbaupolitik der Objektförderung als gigantische Fehlplanungsmaschinerie. Die soziale Durchmischung ginge auf diese Weise verloren, eine individuelle Förderung über Wohngeldvergabe sei die Lösung. Die "neue Mehrheit" werde in Zukunft die Eigentumsbildung stärker forcieren, um das Abwandern finanzstarker Familien auf der Suche nach Wohnraum in das Umland zu verhindern. "Wir werden in Zukunft stärker Gewicht auf Einfamil ienhäuser und sozial geförderten Eigentumswohnungsbau legen", sagte Klipper, "ohne deshalb den sozialen Wohnungsbau gänzlich einzustellen."

Barbara Moritz stellte daraufhin die Frage, wo denn der Platz für die gewünschten Eigenheime zu finden sei. "Wenn das so weitergeht, dann wird bald der gesamte Raum Köln/ Bonn und Leverkusen ein durchgängig bebauter Großraum sein."

Flächen seien genug vorhanden, um für die nächsten sieben Jahre den Bedarf an geförderten Wohnungen zu decken, war von Seiten der Stadt zu hören. Durch die Blockade beim Neubau dringend benötigter Wohnungen würden diese Flächen aber nicht genutzt, so Karl Heinz Schmalzgruber von der SPD: "Mit der Verschleppungspolitik der "neuen Mehrheit" wird der Bedarf möglicherweise erst in fünf bis zehn Jahren angeglichen werden."

Quelle: Gesehen, gehört, erzählt von … / Foto: Bau der GAG Siedlung Salmstraße

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