Werner Adams darf sich glücklich schätzen. Seit Jahren werden bei der
Kölner Stadtverwaltung frei werdende Stellen nur noch in Ausnahmefällen
besetzt, müssen doch selbst Dezernenten um ihre Jobs zittern, Nicht so bei
Adams. Der Boss des Grünflächensamtes hat am vergangenen Donnerstag auf einen
Schlag 545 neue Mitarbeiter eingestellt.
Alles ausgewiesene Fachkräfte mit besten Zeugnissen. In ihren Arbeitspapieren
werden ihre Fähigkeiten über den grünen Klee gelobt. Sie gelten als geschickt,
einsatzfreudig unempfindlich und genügsam. Selbst Weiberfastnacht und Rosenmontag
wollen sie arbeiten. Das hat es bei der Stadtverwaltung noch nie gegeben. Trotz
dieser Bestnoten gaben sich die Neuen bei den Einstellungsgesprächen mit
Zeitverträgen zufrieden. Fünf Jahre, dann wird neu verhandelt.
Bei solchen Bedingungen hat der Grünflächenchef den einzigen Nachteil in Kauf
genommen: Auch er muß sich künftig mal anblöken lassen. Was bei 450 Moorschnucken,
70 Bentheimer Landschafen und 25 Ziegen aber in der Natur der Sache liegt.
Adams neue Grünflächen-Abteilung ist ab sofort für 300 Hektar Land zuständig und
soll als Biotope ausgewiesene Flächen in Form bringen. Darin sind die neuen
Kollegen Experten, weil sie ausschließlichjunges Gehölz verbeißen.
Darin sind sie zudem konkurrenzlos. 216 Euro verlangen sie pro Hektar, macht aufs
Jahr gerechnet 65 000 Euro. Da ist das Bentheimer Landschaf jedem Landschaftsgärtner
haushoch überlegen. Der würde mit 400 Euro zu Buche schlagen - Zuschläge für intensiv
Entbuschung und Extrem-Standorte nicht mit eingerechnet. Rein ökonomisch gesehen hat
Adams also eine Supertruppe engagiert.
Bleibt noch der Schäfer, der Leiter der Abteilung Schaf und Schnucke. Er ist
ganz sicher, das seine Mitarbeiter die über das Stadtgebiet verstreut Flächen
problemlos bearbeiten werden. Wobei Fleiß am Ende leider nicht belohnt wird.
Statt Rente steht ihnen nach acht Jahren der letzte Gang bevor. Dann kommen sie
in die Wurst. "Dat mäht nix", pflegt der Kölner in solchen Fällen zu sagen.
Wie unromantisch.
Quelle: Gesehen, gehört, erzählt von … Januar 2004 / Foto: © Albert Ackermann
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