Die Situation ist schwierig, preiswerte Ateliers sind in Köln Mangelware. Die Diskussion um die 60 gefährdeten
Ateliers im Clouth-Gelände zeigt, dass sich die Situation noch verschärfen wird. Mit ihrem Projekt
"Qu(art)tier am Hafen" wollen zwei Investoren für Besserung sorgen. In einer alten Industriehalle in
Poll hinter dem Unternehmen Alfred Schütte sollen noch dieses Jahr rund 70 Künstlerateliers, Studios und
Arbeitsräume entstehen; geplante Miete: vier Euro pro Quadratmeter.
Seit fast einem Jahr wird das Projekt zwischen Andreas Schmitz (44) und Rainer Freigeber (42), Geschäftsführer und
Gesellschafter der "Westwerk Immobilien", und der Stadt durchgesprochen, aber nicht laut beworben.
"Wir wollten nicht die Totengräber der Ateliers in den Clouth-Werken sein", erklärt Schmitz. Unabhängig
von der Entwicklung bei Clouth sind er und sein Partner davon überzeugt, dass die Ateliersituation in Köln seit
Jahren schlecht ist. Köln müsse aufpassen, dass die Kunstszene nicht wegbreche, etwa nach Berlin abwandere,
warnt Schmitz: "Das war auch eine Überlegung bei unserem Projekt in Poll."
Das Grundstück mit Freifläche ist 5000 Quadratmeter groß, die Halle hat eine Grundfläche von 2500 Quadratmetern.
"Wir können hier eine Nutzfläche von 7000 Quadratmetern auf drei Stockwerken erstellen", erklärt Freigeber,
der ein Architekturbüro mit 14 Mitarbeitern in Marienburg hat. Geplant sind neben den sanitären Vorrichtungen ein
Lastenaufzug und zwei Treppenhäuser. Die Ateliers werden eine Raumhöhe zwischen vier und sieben Metern haben, ihre
Größe beginnt mit 40 Quadratmetern, nach oben ist keine Grenze festgelegt.
"Unsere Zielgröße ist eine Kaltmiete von vier Euro pro Quadratmetern,die Künstler zahlen heute ab 3,70 Euro
aufwärts", so Schmitz, der noch einmal betont: "Das Projekt soll auf eigenen Füßen stehen und sich selbst
tragen." Inzwischen ist der Bauantrag gestellt, die Investition wird bei 4,5 bis 5 Millionen Euro liegen.
Begonnen wird erst, wenn 50 Prozent der Fläche vermietet ist; interessierte Künstler können sich beim Kulturamt,
Telefon 0 221 - 236 42, melden. Der Idealfall für die Investoren wäre, wenn die Stadt als Generalmieter auftreten würde.
"In dem Fall würden wir einen besseren Zins bekommen und könnten dann auch günstiger vermieten",
so Schmitz. Und: "Künstler sind im Vergleich zu anderen Gewerbetreibenden extrem gute Zahler."
Der Charakter des alten Fabrikgebäudes am Poller Kirchweg soll erhalten bleiben.
Grafik: FREIGEBER Architekten
Der Charakter des alten Fabrikgebäudes am Poller Kirchweg soll erhalten bleiben. Ein Konkursverwalter hatte Schmitz
und Freigeber die Lagerhalle des früheren Textil-Discounters Urban angeboten. "Eigentlich ist das nur eine
Wetterhülle, in die wir einen Neubau oder einen veredelten Rohbau einbauen", erklärt Freigeber. Der 42-Jährige
schwärmt: "Als wir die Halle sahen, hat es einfach ,Klick gemacht. Auch die Anbindung an die Innenstadt ist gut.
" Verdienen könne man an einem solchen Projekt "nicht wirklich", sagt Andreas Schmitz,
"wir machen das, weil es Spaß macht. Aber natürlich wäre das für Westwerk auch eine Reputation, eine Art
Marketing". Schmitz engagiert sich seit langem in der Kunst, ist seit der Gründung Mitglied des Vereins
KunstSalon. Als er mit einem geschenkten Los der Süddeutschen Klassenlotterie eine Million Mark gewann, gründete er
mit diesem Geld die KunstSalon-Stiftung, die mithilft, die neue Tanzcompagnie Köln zu finanzieren. So soll die
Lagerhalle später aussehen. Auf drei Stockwerken wird es Ateliers mit Raumhöhen zwischen 4 und 7 Meter geben.
Quelle: Gesehen, gehört, erzählt von … / Foto: © Albert Ackermann
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