Die Nachfrage ist groß: Inzwischen haben sich 120 Künstler gemeldet, die ein preiswertes Atelier suchen. Seit
über einem Jahr gärt in den Köpfen der Investoren Andreas Schmitz und Rainer Freigeber von der Westwerk
Immobilien GmbH die Planung, die alte Industriehalle am Poller Kirchweg hinter dem Unternehmen Alfred Schütte
in ein Atelierhaus umzubauen. Und seitdem basteln sie an dem Mietvertrag mit der Stadt Köln, die über 30 der
Ateliers übernehmen wird.
Andreas Schmitz, der sich seit Jahren für den Kunstsalon in Köln engagiert, war ganz begeistert, als er die
Halle im Industriehafen vor über einem Jahr entdeckte. Besonders reizvoll fand er die gute Anbindung an die
Innenstadt. Ganz spontan kaufte er die Halle: "Es war einfach ideal. Es sind nur fünf Minuten bis zur
Innenstadt."Rund 70 Ateliers zu einem Quadratmeterpreis von gerade mal vier Euro sollen dort entstehen.
Über 2500 Quadratmeter Grundfläche verfügt die Halle, in der Ateliers nach Wunsch der Künstler gestaltet werden
können.
Auf der über 2000 Quadratmeter großen Grünfläche, die an die Halle grenzt, sollen Parkplätze entstehen. Doch
das ist nicht alles: Der Fantasie für die Gestaltung des neuen Atelierhauses sind kaum Grenzen gesetzt. Eine
Ausstellungshalle für Kunstevents, ein Café, das in das neue Quartier lockt und auch kunstnahes Kleingewerbe
sollen ein möglichst breites Publikum auf die rechte Rheinseite ziehen. Bei einer Besichtigung erhielten die
Künstler jetzt Einblick in die Halle.
Der Markt für bezahlbare Atelierräume in Köln ist eng, viele suchen dringend nach einer neuen Bleibe. So auch
Bildhauerin Karin Euler-Schulze, deren Atelier in der Südstadt aus allen Nähten platzt. 400 Skulpturen hat sie
auf 29 Quadratmetern im Bürgerhaus Stollwerck untergebracht.
Jetzt befürchtet die Künstlerin, die früher die Galerie im Turm leitete, das Auswahlverfahren einer Jury. Wie
auch viele andere Künstler, die vermuten, dass die Atelierräume nur nach bestimmten Kriterien vergeben werden:
"Ich bin begeistert über dieses Angebot. Doch leider sollen anscheinend nur junge Künstler eine Chance
haben", bedauert Euler-Schulze.
Für Andreas Schmitz allerdings stellt sich diese Frage überhaupt nicht: "Junge Künstler können sich den
Quadratmeterpreis von vier Euro in der Regel ohnehin nicht leisten. Wer sich hier meldet, wird sich schon
etabliert haben. Das sind Künstler, die von der Kunst leben können." Dass es ein Auswahlverfahren geben
muss und in einem Beirat mit Vertretern der Stadt Köln und der Westwerk Immobilien Aufnahmebedingungen
festgelegt werden, steht fest. Doch sei dies nicht altersgebunden, sagt Kulturamtsleiter Jürgen Nordt: "
Das würde keinen Sinn machen. Entscheidend für eine Künstlerförderung ist allerdings, ob bei dem Künstler
ein entsprechendes Entwicklungspotenzial festzustellen ist", klärt er auf.
Die Situation bleibt trotz allem schwierig und die Not ist groß unter den Malern, Bildhauern oder Fotografen,
die hauptsächlich von der Kunst ihren Lebensunterhalt bestreiten wollen. Objektkünstlerin Petra Korte
beispielsweise muss schnellstens raus aus dem Atelierhaus am Dünnwalder Mauspfad. Mit ihr wahrscheinlich zwei
weitere Künstler: "Da entstehen jetzt Gewerberäume. Und ich muss bis März wissen, wohin. Es ist eben nicht
so einfach, Salzobjekte zu lagern." Auch Stahlbildhauerin Isabella Devinast ist auf der Suche nach einer
neuen Werkstatt: "Ich arbeite derzeit in Ehrenfeld. Von dort aus suche ich immer noch Räume, die mit
einem Kran befahrbar sind", erklärt Devinast, die über die Wintermonate eine künstlerische Zwangspause
einlegen musste: 2Drei Monate lang ist es so kalt, dass man dort überhaupt nicht arbeiten kann."
Dezember 2005
Noch sieht die alte Halle nicht besonders einladend aus, aber die einzelnen Ateliers können später bedarfsgerecht eingerichtet werden.
Quelle: Gesehen, gehört, erzählt von … / Foto: © Albert Ackermann
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