Auf der sehr gut besuchten Veranstaltung, Heimatkunde für Erwachsene, des Bürgervereins Köln-Poll berichtete der Hobbyhistoriker Paul Reucher über die Entstehung und Veränderung des Rheins und der Poller Wiesen von der Eiszeit bis heute. Spannend und anschaulich ging er auf die Schwerpunkte ein.
Der Rhein sah nicht immer so aus wie heute, die Tiefebene entwickelte sich durch geologische Veränderungen erst in den letzten 5 Mio. Jahren Der heutige Rhein entstand durch die Faltung der Alpen und es entwickelte sich die Formation eines Grabensystems. Durch dieses Grabensystem bereiteten sich die Eismassen ihre Bahn und transportierten große Mengen von Geröll welches eine Dicke von ca. 400m ausweist. Früher mündete der Rhein bei Ulm in die Donau. Auch die Nebenflüsse des Rheins flossen nicht schon immer auf denselben Wegen wie heute. Zum Anschluss des Rheins an die Nordsee kam es erst vor ca. 500.000 Jahren. Durch die ständige Veränderung seiner Fließrichtung trug er wesentlich zur Gestaltung der Flussufer bei und so auch des Poller Rheinufers. Zusätzlich schwankten die Wasserstände in der Abhängigkeit von der Jahreszeit. Die Folge waren sinkende Wasserstände bei dem sich das mitgeführte Geröll als Schotterbänke ablagerte oder Hochwasserstände, die die Schotterbänke wieder abtransportierten. Dieser Vorgang lässt sich auch noch heute am Poller Rheinufer beobachten. Ebenso bildeten sich Dünen. Der Rhein versuchte sich seinen Lauf zum Nachteil von Köln zu verändern.
Um den Strom in seinem alten Lauf zu erhalten wurden die Poller Köpfe errichtet und Weiden gepflanzt. Die Köpfe mussten ständig repariert werden weil diese durch Hochwasser oder Eisgang zerstört wurden und erregten das Missfallen der Fischer, weil diese die Fische von Poll abdrängten. Es gab daher immer Streitigkeiten bei denen die Poller mitmischten um ihre Fischgründe zu erhalten. Die Böden in der Nähe des Rheins waren sehr fruchtbar und es entwickelte sich die Landwirtschaft.
Die Besiedlung in Poll erfolgte am Beginn unserer neuen Zeitrechnung an den Poller Wiesen. Die Poller Wiese diente als gutes Weideland den Poller Bauern und stand oft im Interesse der Kölner Kurfürsten und der Stadt Köln. Die Poller Bürger erhielten diese als Schenkung des Kurfürsten. Die Wiese sollte gratis sein aber die Poller teilten diese, eigenwillig wie diese sind, unter sich auf und jeder Poller, der einen eigenen Kamin hatte, bekam einen Anteil. Hierfür musste er dann eine jährliche Gebühr bezahlen, man kümmerte sich nicht um die Festlegung durch den Kurfürsten, Die Milch, die von den Kühen der Poller Wiese gewonnen wurde, wurde durch die Poller Milchmädchen nach Köln verbracht und dort verkauft. Die Milch wurde mittels Milchnachen oder mit Milcheseln nach Köln gebracht.
Überhaupt war der Rhein ein wichtiger Verkehrsweg. Schon die Römer befuhren diesen mit ihrer Kriegsflotte und der Transport von Gütern jeder Art war möglich. Die Schiffe wurden teilweise mit Hilfe von Pferden getreidelt, auch Riesenflöße waren bekannt, diese ankerten häufig bei Westhoven. Von Poll wurde um 1800 täglich zu bestimmten Uhrzeiten mit einem guten Fahrzeug ( Nachen ) nach Köln gefahren. Die bemerkenswerten Schiffsfahrten der nahen Vergangenheit waren der Transport des Sarges von Konrad Adenauer durch die Bundesmarine, die Anlandung eines Floßes in Deutz und die Schiffsfahrt von Papst Benedikt. Natürlich war der Fischfang auch eine besondere Größe. Es wurden ziemlich alle Süßwasserfische gefangen, besonders aber der Maifisch, dieser war von einer besonderen Qualität. Natürlich haben die Poller unter schlimmen Hochwässern, Eisgänge und Flur- u. Hausschäden gelitten. Durch die Hochwasserschutzmauer von 2008 gehört diese Naturgewalt der Vergangenheit an.
Mit der Eingemeindung nach Köln 1888 änderte sich das Bild der Poller Wiesen. Es wurde die Süd- und Rodenkirchener Brücke gebaut. Im Jahr 1895 wurde die Wiese eingeebnet und das Material zum Straßenbau in Köln verwendet. Die Poller Wiesen wurden ein Naherholungsgebiet mit einer eigenen Flussbadeanstalt auf Höhe des Poller Fischerhauses. Es wurden Sportanlagen errichtet, z.B. Ruder- u. Tennisklubs, Fußballplätze u.a. Diese wurden zunächst Opfer der Bombenangriffe auf die Rheinbrücken im zweiten Weltkrieg. Es wurden 1000 Bombentrichter auf den Poller Wiesen gezählt.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Kanusportgemeinschaft, Bezirkssportanlage, Aschenlaufbahn, Campingplatz, DLRG Rettungsstation, Schützenplatz u.a. dort angesiedelt. An der Alfred-Schütte-Allee ließen sich viele Firmen nieder. Besondere Ereignisse waren der Weltjugendtag der Katholischen Jugend mit Papstbesuch und der Evangelische Kirchentag.
Zwischenzeitlich wurden die Poller Wiesen zum Bodendenkmal von Nordrhein Westfalen erhoben.
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