Im Jahr 2003 besteht unser Ortsteil Poll 1000 Jahre.
Die Geschichte des Poller Raumes reicht, historisch nachweisbar, bis in die Jungsteinzeit zurück. Viehzucht und Ackerbau lösten die Jagd und das Sammeln ab. Für diesen Wandel war der Boden im Poller Raum besonders günstig, da er im Laufe der Entwicklung positiv durch den Rhein mit seinen Überschwemmungen befruchtet wurde. Dieses ideale Siedlungsgelände lockte die Menschen an. Der älteste Fund auf einem Poller Acker ist ein kleines Randleistenbeil aus der Bronzezeit.
Der Name "Poll" wird sehr unterschiedlich gedeutet mündet aber immer in "Sumpf", "Wassertümpel" oder ähnliches. Die Gründer sollen niederländische Fischer gewesen sein. (... siehe 5.Zeile, 4. und 5. Wort)
Urkundlich wird Poll am 1.4.1003 erwähnt. Durch diese Urkunde hatte das Benediktinerkloster in Deutz das Recht, den "Zehnten", eine Art Steuer vom Bodenertrag, zu erheben. Diese wurde ca. 1861 durch eine Pauschalzahlung aufgehoben.
Rolshoven wurde bereits urkundlich 965, in einer Urkunde von St. Pantaleon, erwähnt und besaß ein eigenes Hofgericht. Sicherlich auch "Beschützer", die wir heute Schützen nennen! Von alter Zeit ist über Poll nicht viel bekannt, weil es offensichtlich in den historischen Archiven der Kölner Kirchen und der Stadt Köln noch keine tiefgreifenden Forschungen im Rahmen einer Doktorarbeit gegeben hat.
Im Jahr 1583 standen in Poll 12 Häuser. Gerichtssitzungen wurden auf dem alten Dorfplatz, der heutigen Kreuzung Müller- / Maifischgasse und der Poller Hauptstraße durchgeführt. In den Jahren 1739 gab es 46, 1816 73 und 1910 324 Häuser in Poll.
Haupterwerb war die Landwirtschaft, Fischfang und Milcherzeugung. Bis ca. 1850 war Poll eine rein ländliche Ansiedlung. Der Begriff "Poller Milchmädchen" und des "Poller Fischers" ist zum Bestandteil lokaler Empfindungen geworden.
Mit der Industrialisierung von Kalk und Poll (Fa. Schütte, Gewerbegebiet Poller Kirchweg, später das Gewerbegebiet Rolshover-/ Poll Vingster Straße, TÜV) wuchs auch die Poller Bevölkerung. Aus allen Teilen des Umlandes kamen arbeitsuchende Menschen. Daher setzte ein starker Siedlungs- und Hausbau, in den Jahren 1923, 1930, 1955, 1966, 1972, 1998 ein.
Die katholischen Kirchen wurden in den Jahren 1864 und 1929 erbaut, bis dahin mussten die Poller nach Deutz zur Kirche
gehen (Poller-/Rolshover Kirchweg) Auch die evangelische Kirche kam 1934/1970 über Deutz nach Poll.
Durch den Zuwachs der Bevölkerung erfuhr auch das Schulwesen Veränderungen, denn vorher nahmen es die Poller mit dem Schulbesuch nicht so genau. Die erste Schule wurde 1811 errichtet und um 1846 und 1899 mit dem Bau der Schule an der Poller Hauptstraße erweitert. 1963 kam die Grundschule Am Altenberger Kreuz mit der Sonderschule für Lernbehinderte hinzu. Diese Schule wurde 1970 nach "Auf dem Sandberg" ausgegliedert.
Vieles musste Poll in den tausend Jahren über sich ergehen lassen: Eisgang, schlimme Hochwasser, Pest und Viehseuchen, kriegerische Ereignisse. Poll wurde permanent von Scharen marodierender Soldaten überzogen, die das ganze Land plünderten und auch vor Gräueltaten nicht zurückschreckten. Auch der 30-jährige Krieg brachte Not und Leid in den Poller Raum. Die Gräueltaten hielten, mit einigen Unterbrechungen, bis 1806 an. Im zweiten Weltkrieg, 1939-1945, wurde Poll durch Bombenangriffe nochmals verheerend heimgesucht.
Die Poller begannen aber zielstrebig mit dem Wiederaufbau. Zwischenzeitlich ist die Bevölkerung in 2003 auf ca. 11.800 Personen angewachsen. Durch den Bevölkerungszuwachs hatten die örtlichen Vereine: die Schützenbruderschaft St. Hubertus Poll wurde 1878, Cäcilienverein St. Josef 1885, der Männerchor 1892, der Turnclub Cöln-Poll 1904, der Ruderclub Germania 1905 VFL Rheingold DJK 1912 gegründet, starken Mitgliederzuwachs.
Ebenso konnten die Kirchen und Parteien einen starken Zulauf verzeichnen. Natürlich muss auch das Entstehen des Kleingartenvereins erwähnt werden, in dem viele Poller Bürger Erholung finden und unseren Ortsteil landschaftlich gestalten.
Der Zusammenhalt der Poller Bürger konnte durch die Pflege von Sitten und Gebräuchen vertieft werden. Besonders zu erwähnen ist das Poller Maispiel, das seit ca. 347 Jahren in Poll ansässig ist. Es treffen sich alljährlich die Poller, Deutzer und viele Kölner in den ersten Maitagen zu fröhlichem Treiben. Der Ursprung geht wahrscheinlich darauf zurück, das zur gleichen Zeit der Lachs den Rhein rauf zog, um seine Laichgebiete zu erreichen. In Poll musste dann der Fisch seinen Tribut an die Poller Fischer zahlen!
Auch den sozialen Aufgaben haben sich die Poller Bürger nicht entzogen. So wurde die Sozialsiedlung "Am Rolshoverhof", das Altenwohnheim "An den Rolshover Gärten" und "Siegburger Str.", "Haus des jungen Mannes", "Übergangsheime Salmstraße und Poller Damm" wie auch die Siedlung "Poller Holzweg" geschaffen. Allerdings wird heute das Areal dringend für ein in Poll fehlendes Altenpflege und -wohnheim benötigt.
Auch Selbsthilfe in der Not war für viele Poller selbstverständlich. Die Sozialsysteme waren auf Zunft- und Gesellenverbände begrenzt. Mit der Erfindung der Dampfmaschine entstand die Maschinentechnik, und es entwickelte sich der Industriearbeiter. Dieser war nur in wenigen Fällen sozial versorgt. Eine gesetzliche Beitragspflicht zur Sozialversicherung der selbständigen Gewerbetreibenden wurde erst 1849 eingeführt.
Daher wurde 1844 die "Hilfskasse" St. Maternus, mit der Aufgabe die Mitglieder oder Hinterbliebenen, bei Krankheit oder Tod, zu unterstützen, gegründet. Auch der Poller Darlehenskassen-Verein (heute Kölner Bank) im Jahre 1879 diente zur gegenseitigen Hilfeleistung. Ebenso wurde ein Viehversicherungsverein gegründet, um Landwirten bei Viehverlust zu unterstützen.
Erwähnt werden muss noch die Eingemeindung nach Köln im Jahre 1888. Diese Eingemeindung brachte einen Aufschwung in der Infrastruktur: Kanal-/Wasser- und Stromanschluss, Straßenbahn, Straßen-, Brücken- und Dammbau und vieles mehr. Die Zuordnung zum Bezirk Porz innerhalb der Stadt Köln erfolgte 1975, hier haben unsere örtlichen Parteien die Aufgabe, als Mitträger unseres Gemeinwesens entscheidende Beschlüsse für Poll zu treffen.
Wir sehen aus der 1000-jährigen Vergangenheit, dass Poll noch eine große Zukunft, insbesondere als zentrumsnahe Wohnstadt und Erholungsgebiet - Poller Wiesen - haben wird, wir müssen uns nur den Aufgaben stellen. Dieser Aufgabe stellt sich der Bürgerverein Köln-Poll e.V. indem er die Poller Traditionen pflegt und die Interessen der Poller Bevölkerung vertritt.
Quelle: Rede zum 1000 Jährigen bestehen von Poll
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