Die Gründung des Ortes Poll, das seinen Namen von dem Wort Pfuhl (Sumpf) ableitet, liegt nach alten Quellen im 10. Jahrhundert. Der Sage nach sollen Fischer vom Niederrhein die ersten Ansiedler gewesen sein. In den Frieden des kleinen Ortes sind im Laufe der Jahrhunderte des öfteren Krieg und Besetzung eingebrochen. Aber der heimtückische Feind war immer das Hochwasser, dessen Fluten Gehöfte wie Spielzeug wegspülten und die Äcker überfluteten. Das verheerendste, das uns die Geschichte mitteilt, war im Jahre 1784. Die Hochwasserplagen fanden erst ihr Ende nach der Vollendung des Rheindammes im Jahr 1892.
Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts diente der Boden fast ausschließlich dem Acker- und Weinbau, woran noch die jetzige Weingartengasse erinnert. Dazu kam als bestens lohnender Erwerb für die Poller Bauern, die Milchwirtschaft, denn fast jede Familie war im Besitz von mindestens einer Kuh.
Der Poller Fischfang ist natürlich so alt wie der Ort selbst. Als gesuchteste Fische galten stets die Poller Maifische, außer den verschiedenen Salm- und Lachsarten, worunter auch einmal ein viel bewunderter Stör war.
Zwei Gesellschaften mit je acht Mann gingen während des 19. und 20. Jahrhunderts dem Fischergewerbe nach, die Berg- und die Zeiegezau, die sich zur Fangzeit immer auf dem Rhein abwechselten. Man fing Fische, soviel man wollte, und fuhr sie dann karrenweise nach Köln zum Markt.
1830 wurden Nachenfähren eingeführt. Sie waren immer übervoll mit Fischern und Milchfrauen, die mit dem alten Schiffergebet "Wir sind bereit zu fahren. Gott wolle uns bewahren!" vom Poller Ufer abstießen. An der Holzportz, wo die Anlegestelle war, zerstreuten sich die Frauen mit ihren bunten Trachten und den weißen Kopftüchern in die Kölner Gassen und Märkte. Die Fischerfrauen luden Ihre Körbe auf gemietete Fahrzeuge und zogen mit dem Ruf: "Fresche Maifesch! - Poller Maifesch!" durch die Straßen.
Der letzte Fährmann begab sich 1880 in den Ruhestand, es waren nämlich im Laufe der Zeit auch Hundefuhrwerke angeschafft worden, an deren Stelle später die bekannten Poller Maulesel traten.
Alljährlich am ersten Sonntag im Mai wurde das Poller Maifest gefeiert. Gebackene Fische kamen büttenweise zum Verkauf. Jubel und Trubel war überall unter den Einheimischen und Auswärtigen sie in großer Zahl zu diesem Volksfest kamen. "Mer kunnt üvver Köpp laufe, suvill Minsche woren et von üvverall her", sagte vor Kurzem ein alter Fischer.
Mit dem Aufkommen der Dampfschifffahrt im 19. Jahrhundert und der mehr und mehr aufblühenden Industrie ließ der Fischfang nach. Als man gar 1938 mit dem Bau der Autobahnbrücke begann, war es mit dem idyllischen Leben, des 'kleinen Dorfes in der Großstadt, das immer im Schatten Kölns geschlummert hatte vorbei.
Wo bleiben nun die Poller Maifische? Geht man heute durch das von Bombentrichtern zerwühlte Ufergelände, so sieht man manchmal wieder einen alten Fischer mit der Angel in der Hand den Fang betreiben. "Doch diese Beute ist so gering daß sie kaum die hungrigen Mägen einer Familie füllen kann.² Es scheint, als ob es keine richtigen Berufsfischer mehr gäbe, oder kommen die Maifische nicht nach Poll?
Es wird behauptet daß das Heer der Rheinfische sich in der Seine eine neue Heimat, gesucht habe, und andere machen geltend, daß es wohl noch genügend Fische im Rhein gebe, daß aber der Netzfischfang der einst in der Hochsaison die ganze Nacht über betrieben wurde, durch die Brückentrümmer und Schiffswracke fast unmöglich gemacht sei
Quelle: Kölnische Rundschau Dezember 1946
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