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Holzhandel - Flößerei auf dem Rhein

eine Transportart vergangener Tage

Wenn wir heute auf dem Rhein die riesigen mit Holz beladenen Schiffe sehen, kann man sich kaum daran erinnern, dass diese Holzmengen schon vor 500 Jahren als Riesenflöße den Rhein hinunter nach Holland geflößt wurden. Diese Flöße hatten nach einem Hinweis aus dem Jahr 1479 eine ungefähre Länge von 315m, eine Breite von 28 m und einen Tiefgang von ca. 2,4 m. Ein Modell ist im Kölner Stadtmuseum ausgestellt.

Bis in die jüngste Zeit wurden laufend, insbesondere durch den Schiffsverkehr, die Floßformen verändert. In der Mitte des Floßes waren bis zu 13 Holzhütten aus Brettern zusammen gefügt die von ca. 400 bis 500 Ruderknechten bewohnt wurden. Zusätzlich befanden sich eine Herrenhütte, Küchengebäude, Versorgungsbauten, Mannschaftsunterkünfte und Ankerhütte auf dem Floß. In der Mitte befand sich ein turmähnliches Gebäude für den Obersteuermann.

Der Zusammenbau der Flöße erfolgte an Flussmündungen wie Mannheim, Worms und Mainz. Besondere Werkzeuge- Floßstangen, Floßhaken, Äxte, Krampen, Bohrer u.a. waren für die Zurichtung des Floßes unbedingt erfor-derlich. Ein wichtiges Baumaterial für die Flöße waren die "Wieden". Es war ein Bindemittel, welches aus bis zu 5m langen Tannenstämmchen hergestellt wurde. Der Floßbau war von besonderer Eile geprägt da sich finanzielle Nachteile beim Holzverkauf einstellen konnten. Besonders nachteilig waren die Zollstationen und das Stapelrecht z.B. in Köln und der nahender Wintereinbruch. Im Jahr 1800 gab es noch 30 Zollstationen. Auch Proviant wie Brot, Schlachtvieh, Hülsenfrüchte, Reis, Käse und Bier wurden auf das Floß verbracht.

Für eine Reise von Andernach nach Dordrecht wurden 40.000 Pfund Brot, 20.000 Pfund Fleisch, 1.000 Pfund gesalzenes Fleisch, 8.000 Pfund Hülsenfrüchte, 15.000 Pfund Käse, 1.500 Pfund Butter, 96.000 Liter Bier u.a. gebunkert. Der Personalbedarf war sehr groß und bestand oft aus verarmten Kleinbauern, wandernden Handwerkern und Auswanderern nach Übersee und Berufsflößern. Die Berufsflößer kamen sehr häufig aus traditionellen Berufsflößerfamilien Es bestand aber die Angst, dass die Flöße Zufluchtsort für zwielichtige Leute werden und es wurde eine gründliche Beaufsichtigung durch die Behörden für notwendig erachtet. Ausgemusterte Flößer, auf dem Rückweg von Holland, waren offensichtlich ein Problem für die Obrigkeit. Diese Menschen sind an ein raues, wanderndes Leben gewöhnt. Ihre Freude ist, auf ihrem Holz den Rhein hinabzufahren ihr Leid, am Ufer wieder heraufzuwandern.

Das Steuern des Floßes war sehr komplex und es gab schwere Unfälle. Für die Floßruder wurdenmindestens250 bis 300 Leute benötigt. In den Flussbiegungen mussten zahlreiche Anker vom Floß geworfen werden um das Floß durch die Kurven zu lenken. Ähnliches galt beim Anlanden des Floßes, welches bei Einbruch der Dunkelheit vorgeschrieben war. Dazu wurden zunächst die Anker am Ufer eingegraben und die Ankertaue von Ruderern auf dem Rhein mit dem Floß verbunden. Diese Anker bremsten die Fahrt ab und rissen hierbei ungeheure Uferstücke aus. Beim Anlanden z.B. in Neuwied warenviele Zuschauer am Ufer zu sehen. Auf dem Floß spielte sogar Musik und nach dem Anlanden durfte die Bevölkerung gegen eine Gebühr das Floß betreten. Dort war es wie in einem Dorf wo eben eine Art Kirmes stattfindet.

Dank der raschen Öffnung der Kölner Schiffsbrücke im Jahr 1823 konnte ein Zusammenprall mit einem Floß vermieden werden, welches in Monheim anlegen wollte aber erst in Merkenich zum Stehen kam. Als Buße mussten 500 Taler hinterlegt werden. Mit der Zeit entwickelten sich notwendige schifffahrtspolizeiliche Verkehrsregelungen insbesondere wegen der anwachsenden Dampfschifffahrt. Der Flößerei wurden immer mehr Einschränkungen auferlegt. Hierdurch wurde die Schleppfloßfahrt auch die Schubfloßfahrt durch Dampfschiffe eingeführt und die großen Besatzungen wurden überflüssig

Die Flöße wurden immer weniger und im Jahr 1900 wurden bei Emmerich nur noch 63 Holzhandels-Flöße gezählt. Hierzu hat sicherlich insbesondere die Eisenbahn als alternatives preisgünstiges Transportmittel beigetragen. Im Jahr 1968 schwamm das letzte gewerbliche Floß an Köln vorbei. Heute werden nur noch "Gaudi"- Floßfahrten auf der Donau, Isar, Lahn, Weser u.a. angeboten die sich zunehmender Beliebtheit erfreuen. Ich selbst hatte die Möglichkeit im Jahr 1988 das historische Rheinfloß zu betreten. Dieses warauf dem Weg nach Düsseldorf und wurde in Deutz angelandet. Bei mir hat dieses Riesenfloß 110m lang und 20 m breit einen gewaltigen Eindruck hinterlassen.

Hans-Dieter Heinecke / 2008

Quelle: Festschrift 2008 St. HubSchBrs Köln-Poll e. V. / Foto: © Alabert Ackermann

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