Paul Reucher ist in Sachen Poller Heimatkunde unschlagbar gegen Internet-Suchmaschinen.
"Komm setz dich hierhin, ich muss dir was erzählen", sagte seine Großmutter damals zu ihm. "Eine Fischersfrau", erklärt Paul Reucher. Zwei Bücher hat er verfasst und viele Artikel geschrieben.
Der Hobby-Historiker war 46 Jahre bei "Schütte", reiste als Maschinenbau-Ingenieur in der Welt herum: Brasilien, Mexiko, Afrika, Ägypten, Europa. Im Februar 1931 wurde er geboren. Seine Intention, Geschichte zu ergründen, bewegt sich zwischen Leidenschaft, Passion und den Dingen auf den Grund zu gehen: "Man muss irgendwie einen Knacks bekommen", sagt er, "Geschichte ist nicht nur zu wissen, zu welchem Datum etwa geschah, sondern warum, weshalb und wie das gekommen ist".
Auf etwa 1.000 Jahre vor diesem Interview wird das Gründungsdatum des ehemaligen Fischerdorfes Poll datiert, genau genommen wäre es der 1. April 1003. "Im Mittelalter hatte Poll über mehrere Jahrhunderte etwa 100, 200 Einwohner und 40 bis 50 Häuser. Also Poll war ganz klein", erzählt Reucher. Im Jahre 1800 lebten im Dorf circa 400 Menschen, verteilt auf 60 Häuser. "Mit dem ersten Schub der Industrialisierung um 1850 stieg die Anzahl auf 1.250 und 100 Häuser".
Die Fischerei wurde endgültig mit dem Bau der Rodenkirchener Brücke (1938-1941) stillgelegt: "Wegen dem großen Pfeiler am Poller Fischerhaus konnte man keine Netze mehr vorbeiziehen". Der Maifisch kam nach Reuchers Angaben bis etwa in die Mitte des 19. Jahrhunderts vor. Da die Schifffahrt immer bedeutender wurde, blieb er aus: "Es gab immer mehr Gerumpel im Rhein".
Frankengräber aus den ersten Besiedlungen um 500, 600 nach Christus sind Zeugen erster Besiedelungen im Rheinbogen zwischen Porz und Deutz. Etwas 200 Jahre zuvor, zwischen 310 und 315, ließ der römische Kaiser Konstantin der Große eine Brücke von Colonia Claudia Ara Agripinensum nach Deutz bauen. Das mächtige Kastell am Fuße der 420 Meter langen Brücke bauten die Divitier aus dem Aachener Raum, erzählt Reucher. Für den Bau des Brückenkopfes seien sie umgesiedelt worden. Heute soll in einem Teilbereich des ehemals 141 x 141 Meter großen Kastells der Historische Park Deutz entstehen.
Der Ortsname Poll wurzelt in Pfuhl, Pfuel oder Pöhl, allesamt stünden sie für Wassertümpel. Reucher beschreibt diese Tümpel mit der Nähe zum Rhein, einer hügeligen Fläche, in der sich Regen oder Hochwasser sammeln konnte. Zum Beispiel eine Gemarkung wie "In der Kreuzau", oder die Poller Wiesen. Eventuell sind einige Zeugnisse davon besser im Gebiet der ehemaligen Belgischen Kaserne zwischen Poll und Westhoven zu sehen.
Quelle: Kölner Wochenspiegel 08.10.2015 / König / Foto: Unterlage von Paul Reucher
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